Das Ruhrgebiet ist nicht gerade der optimale Ort, um ferne Galaxien und Gasnebel zu fotografieren. Außerdem ist mein 200/1200-mm-Newtonreflektor eigentlich mehr ein langbrennweitiges Mond- und Planetenteleskop. Dennoch stellte ich nach ersten Versuchen mit der Farb-CMOS-Kamera ASI120MC-S und der Grauwert-CCD-Kamera Lumenera LU075M im Primärfokus fest, dass dieses Instrument doch recht gut dazu geeignet ist, um zumindest kleinere Deep-Sky-Objekte in hoher Auflösung aufzunehmen. Die Bildauflösung beträgt bei diesen beiden ungekühlten Kameras 1.3 Bogensekunden pro Pixel (ASI120MC-S mit Zweifach-Binning). In mit ungekühlten Kameras aufgenommenen Bildern ist allerdings häufig ein starker Fixed-Pattern-Noise zu erkennen, und auch die Empfindlichkeit der Sensoren insgesamt lässt zu wünschen übrig. Daher verwende ich für Deep-Sky-Aufnahmen mittlerweile eine gekühlte CMOS-Farbkamera des Typs QHY294C. Bei 1200 mm Brennweite im Primärfokus liegt deren Auflösung bei etwa 0.8 Bogensekunden pro Pixel. Für Weitwinkelaufnahmen setze ich mit derselben Kamera einen Boren-Simon-Astrographen mit einem Durchmesser von 150 mm und einer Brennweite von 420 mm bzw. 600 mm ein. Noch größere Bildfelder werden mit einem apochromatischen 30/135-mm-Refraktor erfasst.
Üblicherweise wähle ich eine Belichtungszeit von bis zu 60 Sekunden und setze den Gain auf einen hohen Wert, meist nahe des Maximums. Bei dieser Belichtungszeit wird der Himmelshintergrund noch nicht zu hell, und die Nachführung ist auch bei nicht ganz exakt ausgerichteter Montierung präzise genug. In dieser Konfiguration nehme ich dann eine Anzahl von einigen hundert Einzelbildern auf, wobei ich üblicherweise Autoguiding mit dem 70/350-mm-Refraktor und der ASI120MC-S in Kombination mit der Software PHD2 einsetze. Aus einigen Einzelbildern mit geeignetem zeitlichem Abstand wird manuell die beim Autoguiding aus kleinen mechanischen Ungenauigkeiten resultierende leichte Bildfeldrotation (meist weniger als 0.1 Grad pro Stunde) ermittelt und mit einer entsprechenden Routine in Octave polynomial interpoliert und kompensiert. Die so korrigierten Bilder werden mit der Software Autostakkert überlagert, wodurch sich das Signal-zu-Rausch-Verhältnis gegenüber den Einzelbildern stark erhöht. Der aufgrund des lichtverschmutzten Himmels insbesondere bei Aufnahmen ohne Nebelfilter oftmals ungleichmäße Himmelshintergrund wird bei Bedarf mit der Software GraXpert korrigiert. Auf die resultierenden 16-Bit-Bilder wird in Octave ein logarithmisches Tonemapping angewandt, um so den in der Regel sehr großen Dynamikbereich zu komprimieren. Alternativ können für das Tonemapping auch die Programme ASIFitsView, GraXpert, ImPPG oder die Histogrammanpassung der Software Giotto vorteilhaft sein. Abschließend folgen, falls notwendig, mit eigenen Routinen und der Software IrfanView eine leichte Schärfung des Bildes, eine Rauschreduktion, eine lineare Kontrastanpassung, eine Erhöhung der Farbsättigung und eine Gammakorrektur. Für die Erkennbarkeit der Strukturen schwacher Nebel kann es zudem vorteilhaft sein, die Sterne aus dem Bild herauszurechnen, was mit der Software Starnet++ auf einfache Weise möglich ist.
Auf die Thumbnails klicken, um die Aufnahmen in voller Größe aufzurufen.
NGC7662 NGC90/93 IC1396IC63 Sh2-101 Soap Bubble Nebula
Sh2-221 NGC2239 Virgo-Galaxienhaufen
Sh2-276 IC1805 IC434/B33/NGC2024
Abell426 NGC7814 Stephans Quintett
Sh2-101 Nördlicher Cirrusnebel Dobashi2285
Aufnahmen mit ungekühlten Kameras
Der California-Nebel NGC1499 (Oktober 1989)
Dieses Bild des California-Nebels NGC1499 im Sternbild Perseus wurde im Oktober 1989 in Bad Salzuflen mit einer Brennweite von 135 mm auf Farbdiafilm aufgenommen. Das Bild wurde vom Papierabzug gescannt und digital bearbeitet.
Das Milchstraßenzentrum (Sommer 1987)
Dieses Bild des Milchstraßenzentrums stammt vom Sommer 1987 und wurde in Süd-Griechenland aufgenommen. Die Brennweite beträgt 40 mm, die Belichtungszeit 20 min. Das Bild wurde vom Papierabzug gescannt und digital bearbeitet.
HII-Regionen der Milchstraße (August 1986)
Die hier gezeigten Aufnahmen galaktischer HII-Emissionsgebiete wurden zwischen dem 24. und dem 30.08.1986 bei Cavalaire in Südfrankreich aufgenommen. Das verwendete Filmmaterial war Kodak 103a-E in Verbindung mit einem Rot-Kantenfilter R25A von Hama (Durchlasskante bei 600 nm). Die Belichtungszeiten der Aufnahmen betrugen 20 bis 30 Minuten. Einige der Bilder sind bereits im Jahre 1986 auf recht abenteuerliche Weise gescannt worden ...
Cygnus
Hochkontrastkopien
Cygnus/Cepheus
Südliche Milchstraße: M8, M16, M17
Bildverarbeitung mit der Technologie des Jahres 1986
Dieses Bild des Nordamerika-Nebels NGC7000 und des Pelikan-Nebels IC5070 im Sternbild Schwan wurde in Bad Salzuflen mit einer Brennweite von 135 mm aufgenommen, wahrscheinlich am 03.08.1986 mit 10 Minuten Belichtungszeit auf Agfachrome RS1000. Die Hα-Emission der Nebel erscheint rötlich, während die benachbarten Sternwolken der Milchstraße grünlich hervortreten. Das Bild wurde vom Papierabzug gescannt und digital bearbeitet.
Links
Ein sehr schöner Online-Himmelsatlas, der auf eine Vielzahl astronomischer Kataloge zugreift, ist der Aladin Sky Atlas. Diesen verwende ich für meine Aufnahmen zur Identifikation und Lokalisierung der Deep-Sky-Objekte.
Gute Beschreibungen typischer Deep-Sky-Objekte finden sich in dem Buch von W. H. Finlay, "Concise Catalog of Deep Sky Objects", Springer-Verlag, 2003. Hier aufgeführte detaillierte Informationen zu bestimmten Deep-Sky-Objekten wurden diesem Buch entnommen.